Weihnachts- und Neujahrsgrüße
Bürgermeister Christoph Ewers zum Jahresausklang
Liebe Burbacherinnen und Burbacher,
früher war der Brauch des Bleigießens an Silvester einmal sehr beliebt. Bei diesem amüsanten Zukunftsorakel wurde anhand oftmals unförmiger und skurriler „Figuren“ vorausgedeutet, was das neue Jahr so alles bringen werde. Seit 2018 dürfen „Bleigießen-Sets“ nicht mehr verkauft werden, da sie gesundheitsschädigend sind. Die Küchentisch-Prophezeiung – ein toxisches Vergnügen. Als unschädliche Alternative wird heutzutage gerne Wachs verwendet. Darüber hinaus versprechen auch Kaffeesatzleserei, Kartenlegen, Handlesen und Astrologie, die verborgenen Geheimnisse der Zukunft zu entschlüsseln. Natürlich sind nur die Wissenden eingeweiht und verstehen es, die „Zeichen“ zu deuten.
Schon immer ging von solchen Jahrmarkttricks eine mystische Faszination aus, die solange unbedenklich bleiben, solange sie als das verstanden werden, was sie sind: ein unterhaltsames Blendwerk. Gefährlich wird es indes, wenn Trugbilder zur vermeintlichen Wahrheit erhoben werden, wenn Getäuschte die Täuschung begrüßen, weil sie zuvor von der Realität enttäuscht wurden. Tatsache aber ist, es gibt keine Glaskugel, in der wir unzweifelhaft sehen können, was morgen ist –so sehr es uns in diesen Tagen auch danach verlangen mag, Gewissheit zu haben. Gewiss ist nur der Wandel. Oder, um es mit den Worten Herbert Grönemeyers zu sagen: Alles bleibt anders.
2025 - ein Jahr großer Veränderungen
2025 wird ein Jahr großer Veränderungen werden. In den USA – dem Land Freien und der Heimat der Mutigen – haben es die demokratischen Kräfte nicht geschafft, eine zweite „Trumpzeit“ zu verhindern. Am 20. Januar tritt Donald Trump erneut die Präsidentschaft an und zieht für vier Jahre ins Weiße Haus ein. Die Folgen sind selbst für den talentiertesten Wahrsager nur schwer vorherzusehen. Seine Ankündigungen, den Mauerbau an der Grenze Mexikos fortzusetzen, hohe Zölle auf Importprodukte einzuführen, keine Bundesgelder in die Schulen zu stecken, weniger für die Umwelt auszugeben, Rechte für gesellschaftliche Minderheiten zu reduzieren und diesmal vielleicht doch Grönland zu kaufen, geben wenig Anlass für Optimismus. Zudem betonte Trump stets, wie wenig er beispielsweise von der NATO hält; unter ihm drohen außenpolitisch unberechenbare Alleingänge.
Dabei wäre gerade jetzt einheitliches, verlässliches Handeln angezeigt: Der Ukraine-Krieg währt seit nunmehr drei Jahren, der Konflikt im Nahen Osten spitzt sich weiter zu, und noch kann niemand wirklich einschätzen, welche Auswirkungen der Sturz des syrischen Despoten Baschar al-Assad für die globale Gemengelage hat. Und dann sind da noch Nordkorea und China…
Jede Stimme der Vernunft wird gebraucht
Hierzulande werden die Karten ebenfalls neu gemischt. Am 16. Dezember hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Vertrauensfrage gestellt und dem Bundespräsidenten vorgeschlagen, den Bundestag aufzulösen. Das gab es erst dreimal in der Geschichte der Bundesrepublik: 1972 unter Willy Brandt, 1982 unter Helmut Kohl und 2005 unter Gerhard Schröder. Zwar stellten auch Helmut Schmidt, ebenfalls 1982, und 2001 schon einmal Gerhard Schröder die Vertrauensfrage, lösten damit aber keine Neuwahlen aus. Am 23. Februar soll jetzt der 21. Bundestag neugewählt werden – sieben Monate vor der turnusmäßig geplanten Wahl. Zu oft hat die „Ampel“ widersprüchliche Signale ausgesendet und schlussendlich den Regierungsverkehr zum Erliegen gebracht. Damit hat sie die Extreme in unserem Land stark gemacht. Sowohl von rechts als auch von links dränge(l)n die ungemäßigten Kräfte Richtung Regierungsbank.
Es liegt an jeder einzelnen Wählerin und jedem einzelnen Wähler, dass sie dort nicht Platz nehmen. Jede Stimme der Vernunft wird gebraucht, damit jene Parteien, die auf die großen Probleme und Herausforderungen, die Deutschland, Europa und die Welt in den kommenden Jahren zu bewältigen haben, so vermeintlich einfache Antworten bieten, keinen Regierungsauftrag erhalten. Wir brauchen gerade in dieser krisenhaften Zeit dringend wieder mehr Vertrauen in die Politik und in den Staat, damit die Zuversicht wieder wächst, investiert wird und wir weiterhin in stabilen politischen Verhältnissen leben können, die unser Land seit 80 Jahren geprägt haben.
Keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen
Die Rahmenbedingungen sind sehr herausfordernd und wir werden das kommunal spüren. Ich bin und bleibe aber optimistisch, dass es Lösungen gibt und hoffe, dass es gelingt, diese zu finden, zu vermitteln und auch durchzusetzen. Diese Lösungen werden in Burbach ab Oktober 2025 von einem neuen Gemeinderat und einer neuen Bürgermeisterin oder einem neuen Bürgermeister gefunden werden müssen. Denn neben den geo- und bundespolitischen Veränderungen stehen diese auch vor der eigenen Haustür an. Im September finden in Nordrhein-Westfalen die Kommunalwahlen statt.
Die vergangenen Jahrzehnte waren in Burbach geprägt von einer menschlichen, weltoffenen, wertebasierten und vernünftigen Politik, die Entwicklung ermöglicht hat, ohne Maß und Ziel aus den Augen zu verlieren. Ich bin davon überzeugt, dass dies in unserer Gemeinde auch künftig gelingen kann und die starke gesellschaftliche Mitte in unseren LebensWERTEN Dörfern den Dränglern von rechts und links nicht nur mit Mut und Zivilcourage standhält, sondern die Verunsicherten und Unentschlossenen mit Argumenten und guten Beispielen davon überzeugt, dass weder einfache Antworten, noch die Ausgrenzung von Minderheiten, noch die Furcht vor allem „Fremden“ oder die Abkehr von der Menschlichkeit, noch die weitere Ausbeute der Natur echte Lösungen für die Zukunft bieten. Da wäre selbst das Bleigießen ein besserer Ratgeber.
Gemeinschaft in Burbach
Für das zurückliegende Jahr möchte ich allen, die sich für die Gemeinschaft in unseren Dörfern in Vereinen und Institutionen, in Projekten und Initiativen eingebracht haben ganz herzlich danken. Ohne Sie alle wäre unsere Gemeinde um vieles ärmer und kälter, Sie alle geben mir Zuversicht für das Zusammenleben in Burbach.
Gottes Segen Ihnen allen!
Nun steht Weihnachten vor der Tür, das große christliche Fest der Hoffnung. Wir feiern, dass Christus, der Retter in die Welt gekommen ist. Was dort, in einem unscheinbaren Stall in Bethlehem vor über 2000 Jahren geschehen ist, weist über uns selbst hinaus und lässt damit auch manche weltliche Sorge in einem anderen Licht erscheinen. Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne von ganzem Herzen eine frohe und gesegnete Weihnachtszeit im Kreise geliebter Menschen sowie uns allen bei der gemeinsamen Gestaltung des Wandels und der Zukunft Gottes Segen, eine glückliche Hand und besonnene Entscheidungen – für 2025 und darüber hinaus!
Herzlichst, Ihr
Christoph Ewers