"Wir erleben den Zerfall alter Gewissheiten"
Zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag im Burbach
gb Burbach. Zum 74. Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland im Rahmen des Volkstrauertages an die Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Ursprünglich initiiert worden, daran erinnerte Bürgermeister Christoph Ewers in seiner Ansprache während der zentralen Gedenkfeier der Gemeinde in der Kapelle des Burbacher Friedhofs, war der Gedenktag bereits 1919 nach dem Ersten Weltkrieg. In der NS-Zeit jedoch wurde dieser als „Heldengedenktag“ zu Propagandazwecken missbraucht. Heute seien Gedenkstunden, gerade jene zum Volkstrauertag nicht mehr populär. Doch gerade kollektive begangene Gedenkstunden seien wichtig, weil sie „eine Demonstration gemeinsam getragener und zu tragender Verantwortung für den Frieden“ seien.
In seinen mehr als 20 Jahren als Bürgermeister sei der Unfriede in der Welt noch nie so groß wie heute. Über 50 Kriege weltweit ließen sich aufzählen, dazu kämen andere, innerstaatliche gewaltsame Konflikte hinzu. Insbesondere der Ukraine-Krieg und der neue entflammte Nahost-Konflikt nach den Terroranschlägen der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 würden hierzulande die Bilder der Nachrichten bestimmen. Aber: „Es sind nicht nur diese Kriege, es sind auch die Herausforderungen hier bei uns in Deutschland, die Herausforderungen der Migration, des Erstarkens extremistischer und nationalistischer sowie antisemitischer Tendenzen sowie der Verwerfungen, denen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung im 75. Jahr ihres Bestehens zunehmend ausgesetzt ist.“
Hinzu kommen die Sorgen, die einen beschlichen, wenn man auf die drei mächtigsten Nationen der Welt blicke, wo „unberechenbare und machthungrige Narzissten wie ein Wladimir Putin in Russland, wie ein Xi Jinping in China und wie ab Januar wieder ein Donald Trump in Amerika an der Spitze stehen“, so Christoph Ewers. „Wir erleben den Zerfall alter Gewissheiten. Zweifel, Unsicherheit und Sorgen, teilweise Ängste, die wir zuvor teils gar nicht so gekannt haben, drängen sich in unseren Alltag. Der Frieden als eines unserer wertvollsten Güter ist noch ein Stück weiter von uns weggerückt.“
Frieden wiederum lerne man nur am menschlichen Gegenüber, stellte der Bürgermeister fest. Es sei wichtiger denn je, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, „wachsam zu bleiben und aufmerksam zu machen, indem wir die Erinnerung an die Geschichte wachhalten, darüber miteinander im Gespräch bleiben, mit unseren Freunden, unseren Kindern und Enkeln“. Es gelte, die gesellschaftspolitischen Möglichkeiten zu nutzen, „indem wir uns einbringen, engagieren für ein friedliches Miteinander“. Auch die Chancen und Verantwortungen als politische Menschen seien ein Instrument der positiven Mitgestaltung. Am wichtigsten aber sei es, im täglichen Miteinander den „Frieden im Kleinen zu leben“.
Auch Pastor Jochen Wahl von der ev. Kirchengemeinde widmete sich dem Begriff Frieden. Es sei eines der am meisten verwendeten Wörter der Bibel: Schalom. Die Menschen jedoch brächen den Frieden seit Beginn der Menschheitsgeschichte, als schon der Bruder den Bruder erschlug. Gleichzeitig seien die Menschen von einer Sehnsucht erfüllt, die er mit dem Titel des gleichnamigen Buches von Joachim Meyerhoff beschrieb: „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“? Nie habe es eine Zeit ohne Krieg gegeben. „Es ist uns noch nie nachhaltig gelungen, in Frieden zu leben“, zog Jochen Wahl eine ernüchternde Bilanz. Dabei sehne sich Gott selbst nach Frieden, verwies er auf Jeremia 29:11: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leidens, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet.“ Friede sei indes nicht bloß die Abwesenheit von Krieg, Frieden bedeute heil werden. Und Frieden könne nur mit Gottes Hilfe gelingen.
Nach der Gedenkfeier, die vom Posaunenchor des CVJM und Schülerinnen der Gemeinschaftlichen Sekundarschule Burbach (Fürbitten) mitgestaltet wurde, folgte die Kranzniederlegung am Ehrenmal. Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr trugen den Kranz der Gemeinde, die Reservisten der Bundeswehr legten einen eigenen Kranz nieder. Musikalisch begleitet wurde die Kranzniederlegung vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Burbach.
Pressebilder
20241118 PM Rückblick Volkstrauertag 2024(2) » 1.6 MB
20241118 PM Rückblick Volkstrauertag 2024(1) » 1.1 MB
Volkstrauertag » 1.8 MB
Kontakt
Pressestelle
Eicher Weg 13
57299 Burbach
Telefon: 02736 45-22
Fax: 02736 45-9922
E-Mail oder Kontaktformular
Dokumente
20241118 PM Rückblick auf den Volkstrauertag 2024 (PDF, 671 kB, Pressemitteilung)