"Altes Eisen" setzt ein Zeichen
Senioren-Graffiti-Projekt am Bahnhof kann sich sehen lassen
gb Burbach. Das Bild war ungewohnt und sorgte für den einen oder anderen Schmunzler bei den Passanten. In den vergangenen Tagen waren an der ALDI-Stützmauer zum Burbacher Bahnhof Sprayer am Werk – ganz legal versteht sich. Aber nicht Jugendliche oder junge Erwachsene verwandelten mit Dosen bewehrt den hinteren grauen Abschnitt des 4 Meter hohen Bau- bzw. Bollwerks in ein farbenprächtiges Gemälde. Das Durchschnittsalter der Künstlerinnen und Künstler lag jenseits der Sechszig. Die Senioren-Service-Stelle und das Familienbüro der Gemeinde Burbach hatten im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche (16. bis 22. September) einige Seniorinnen und Senioren zusammengetrommelt, um das Bild, das ein Jahr zuvor Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftlichen Sekundarschule zum selben Thema gestaltet hatten, fortzusetzen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
„Mobilität ist ein Thema, das sowohl Jugendliche als auch Senioren im besonderen Maße betrifft. Beide Personengruppen sind häufig entweder auf Familienmitglieder und Freunde oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, um von A nach B zu kommen. In ländlichen Regionen wie unsere reicht das vorhandene ÖPNV-Angebot aber längst nicht aus, um alle Bedarfe zu decken. Insofern erschien es uns nur logisch, die 2023 gestartete Aktion am Bahnhof in diesem Jahr als Generationen übergreifendes Projekt fortzuführen“, erläuterten Senioren-Beauftragte Birgit Meier-Braun und Andrea Usung vom Familienbüro die Idee.
Insgesamt acht Seniorinnen und Senioren waren der Einladung gefolgt und griffen zur Dose. Unter Anleitung des regionalen Graffiti-Künstlers Julian Irrlich, der das Projekt bereits ein Jahr zuvor professionell begleitet hatte, wurde der zweite Mauerabschnitt nun auf einer Fläche von rund 20 mal 4 Metern gestaltet. Dabei wurde das frühere Motiv wieder aufgenommen. Die Kinder und Jugendlichen der GMS hatten damals die moderne Hellertalbahn grafisch an die Wand geworfen. Auch dieses Mal diente ein Zug als Vorlage, wobei der dargestellte Waggon einer deutlich älteren Bahngeneration angehört. Der Schriftzug „Altes Eisen“ bezieht sich somit hintersinnig und doppeldeutig sowohl auf das Bildmotiv als auch auf die Künstlerinnen und Künstler selbst.
„Es ist schön, dass wir Senioren mal etwas geboten bekommen, was sonst die Jugendlichen machen. Es ist eine wahre Freude, dass wir das ausprobieren können. Zu Anfang habe ich gedacht: Das schaffst du nie. Aber Julian hat uns ganz toll angeleitet. Man muss sich nur trauen“, beschrieb Stephanie Ammendola ihre Motivation zur Teilnahme und die Erfahrungen die sie gemacht hat. Am zweiten Projekttag war die anfängliche Unsicherheit bereits verflogen und die Burbacherin erklärte selbstbewusst. „Jetzt können wir zeigen, was wir draufhaben.“
Wie schon der Vorgänger fährt auch das weinrote „Alte Eisen“ durch eine idyllische Landschaft, die diesmal aber markante Gebäude und Plätze der Gemeinde kartographiert: Zu sehen sind beispielsweise die Wahlbacher Grundschule, der neue Skatepark in Burbach, ein Flugzeug von der Lippe und der markante Kirchturm in Lützeln. Auch Ortsschilder und Schriftzüge sorgen dafür, dass alle neun Dörfer der Gemeinde berücksichtigt werden. Für einige Details kamen Pinsel und Edding zum Einsatz, das Gros aber wurde gesprayt.
„Das Ergebnis spricht für sich. Es würde wohl niemand vermuten, dass hier ,Altes Eisen‘ am Werk war. Die Teilnehmenden haben einen tollen Job gemacht, das Kunstwerk ist Ausdruck der Freude und des Spaßes, die sie dabei hatten. Darüber hinaus spiegeln sich darin Heimatverbundenheit und die Bedeutung der Mobilität ,auf dem Dorf‘ wider“, zogen Birgit Meier-Braun und Andrea Usung ein positives Fazit. Es dürfte nicht die letzte kreative Aktion gewesen sein, die im Kontext einer Europäischen Mobilitätswoche in Burbach umgesetzt wurde.
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